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Dienstag ist Glossentag: „Schafskäse-Creme im Corona-Landeanflug“ und überhaupt: „Was hat denn der ordinäre Pömpel mit einem Backshop zu tun?“

24.11.2020

Samstag ist Markttag, das ist ein Muss, da mach ich keine Ausnahme, da muss ich hin, da bin ich tolerant im Umgang mit Hygienevorschriften. Das dort alles mit den Fingern angelangt wird, ist gewöhnungsbedürftig für so einen Nörgler wie mich. Ja, vor dem COVID, war das ja alles in so einem „Total-verklärten-Disneyland-Heimatmodus". Da habe ich meine „Hygiene-Hipochondrichen-Anwandlungen" zu Hause gelassen und entspannt auf dem Wochen-Markt eingekauft.

Ach, war das schön.

Jetzt bist Du gehalten im Freien, bei riesigen Abständen, in einem Eingezäunten-Freilauf-Freiluftgehege mit vereinzelten Ständen und Marktbeschicker-Anhängern auf einem Großparkplatz, anstelle idyllischer Innenstadtlage mit Fachwerkeinlage, deine „Überteuerten-Gute-Gefühl-Rohwaren" ran zu schaffen.

Wenigstens ist Parken jetzt ohne Probleme möglich. Der Zutritt zu dieser „Open-Air-Corona-Veranstaltung" ist nur mit Maske, zum Schutz der paar Leutchen, gestattet, welche sich im Abstand zwischen 2 und 20 Meter auf dem riesigen Platz in der Ferne begegnen, gerade noch in Sichtweite und sich zuwinken. Stammkunden halt.

Mein Metzger macht schon seit Anbeginn meiner Marktbesuche, seit knapp 20 Jahren, das einzig Richtige hinsichtlich Hygiene: Der Senior-Chef bedient, der Junior tippt die Schweinisch-hohen-Rinderfilet-Preise ein und kassiert dann eine irre Kohle. Nahezu perfekt! Hygiene ohne Aufwand ist das. Eingespielt die Beiden. Bis auf eine neue Plexiglasscheibe alles wie gewohnt.

Beim Bäcker wird die Knete und die Ware nacheinander und im permanenten Wechsel angefasst, beim Obst-und-Gemüse-Bauern dito. Okay, meine Backwaren kommen zuhause für mindestens 60 Sekunden in den vorgeheizten 180 Grad-KZE-Backofen zum „Oberflächen-Kurzzeiterhitzen", das mache ich schon immer so.

Obst und Gemüse werden vor dem Verzehr gründlich mit warmem Wasser gewaschen, das versteht sich ja von selbst. Alles im, sagen wir mal: „Gelben Hygiene-Ampel-Bereich" auf so einem Wochenmarkt, wenn man sich die passenden Stände raussucht!

Letzten Samstag sollen ein paar griechische Delikatessen abends auf die Platte, prima, ein neuer Stand ist seit ein paar Wochen da und davor stehen immer Leute, also muss es okay sein. Das, was ich bislang in der Auslage gesehen habe, sah sauber, ordentlich und appetitlich aus.

Als ich an dem Stand eintreffe, schwenkt der Mann hinter dem Tresen sein Handy zu einem Kunden und ruft ihm, in einer für mich unbekannten Sprache, etwas nach. Er lässt sein verschmiertes Smartphone in einer recht ungepflegten Jackentasche verschwinden, aber er sieht ansonsten nett aus. Das ändert sich schlagartig, als ich ihn, wegen der vorherigen Nutzung seines Smartphones bitte, sich doch die Hände zu waschen. Er versteht es erst nicht, dann bedeutet er, dass er in dem großen Verkaufswagen mit Kühltheke kein Wasser hat. Er greift dann doch hinter sich und zieht sich frische, schwarze Hygienehandschuhe an. Das Gesicht zeigt mir seinen Unwillen. Ungeschickt, unhygienisch hantierend stülpt er die Handschuhe über, mein Wunsch nach Keimreduktion wird so nicht erfüllt. Nun gut, der Wille soll gelten.

Mir ist der Appetit schon fast vergangen.

„Schafskäse-Cremes" gibt es in diversen Varianten, ich starte mit der „Milden", er greift wie fast alle Markt-Bedienstete es tun nicht die kleine Plastikschale von außen, sondern mit der Hand in die Schale hinein, da diese sich sonst nicht so leicht aus dem Stapel hebeln lässt. Dann eine zweite Sorte, dabei wieder das gleiche Prozedere, doch diesmal fällt dem wortkargen Herren, beim Einstreichen in die Schale, etwas daneben.

Versunken in sein Tun und Handeln nimmt er es mit den Fingern auf, welche ja in den Latex-Überzügen stecken und lässt es in das Schälchen fallen. Okay, soweit so gut. Er blickt freudestrahlend, aber geistig fern ab dem Geschehen und seiner automatisierten Handlungen zu mir auf, steckt sich dabei erst den Zeigefinger, dann den Daumen in den Mund und befreit beide somit von der anhafteten Creme.

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, die Creme schmeckt ihm.

Dafür habe ich jetzt einen potentiellen SARS-COVID-2 in meinem dritten Schälchen oder nur Speichel, vielleicht sind es gewöhnliche Grippeerreger. Äääääh! Nöööö! In meinem Frontallappen überschlägt sich der Ekel. Ich schlucke durch und zögere.

Räuspernd zeige ich auf seine feuchten, fein säuberlich abgeleckten, jetzt aber „speichelbehafteten" Finger und will ihn kurz belehren, im Sinne einer ihm nicht bekannten oder bewussten Hygiene-Problematik. Er spricht und versteht schlecht, mir schon klar, deshalb bin ich betont sorgfältig bei der Wortwahl. Ich bleibe möglichst gelassen und extrem höflich. Doch, doch, ja, er versteht es!

Allerdings ist das Ergebnis meiner zurückhaltenden, netten, mehr einer Mini-Hygieneschulung gleich kommenden, Intervention ein anderes als von mir beabsichtigt.

Er bedeutet mir schlicht, aber ohne Interpretationsspielraum, mit nur einer einzigen Handbewegung, dass ich mich „vom Acker machen" soll. Sein Deutsch ist jetzt doch so aussagekräftig, dass er ohne die Verwendung jeglicher Phrasen und Höflichkeitsformen formuliert: „Du abhauen, sonst kommen raus, Du Ärger machen, Du nix richtig, Du nix kaufen!". Zack, das trifft es doch auf den Punkt. Der ein oder andere Mälzer hofft jetzt sicher auf eine körperliche Auseinandersetzung, in der ich der Unterlegene bin. Hätte so kommen können.

Ich versuche, kurz zu befrieden, aber für ihn ist die Sache „gegessen" oder trefflicher „der Drops vom Finger gelutscht". Er reißt sich die Handschuhe von den Händen, die zwei befüllten kleinen Schälchen pfeffert er mit Verve hinter seinen Rücken, sodass die eine davon aufplatzt und die Grüne, aha, es ist die milde Schafscreme, an die saubere Wand platscht.

Seine Halsschlagader kommt bedrohlich zum Vorschein. Er verflucht mich, das kann ich sehen und hören, in der mir nicht bekannten Sprache. Der Ärger über sich selbst, die grüne-Soße an der Wand, bringen das Fass zum Überschäumen. Kein Griechisch heute Abend, denke ich, als ich mich reflexartig wegducke, denn über den Tresen fliegt jetzt eine kleine rote Schale. Wie passend es ist die „Scharfe". Komische Gedanken hat man im Angesicht von Kriegsabsichten. Sie, die Schale meine ich, verfehlt Ihr Ziel, landet 5 Meter weiter im Nirgendwo auf dem Corona-Marktparkplatz. Roter Matsch auf blauem Asphalt.

„Oh, oh" Strategische Deeskalation in Verbalform macht ihn sicher erst recht an, denke ich, presse ein „Haaallllloooo, geht´s noch!" hervor, aber meine Beine haben sich schon, wie von selbst, in Bewegung gesetzt. Es zieht oder besser treibt mich fort von dieser kleinen griechischen Insel...

Er schreit mir aus dem Wägelchen etwas nach.

Ein wartender Kunde steht in Corona Abstand schon vor dem Stand. Völlig irritiert, kopfschüttelnd, dreht der sich ebenfalls um, geht und murmelt dabei „wenn sein Chef auch nicht da ist".

Der Nicht-Grieche brüllt weiter in seinem kleinen Verkaufswagen mit echten griechischen Delikatessen. Ein kleiner Privatflieger schwebt im Landeanflug über mir ein. Das Propellergeräusch verschluckt das dumpfe Schimpfen hinter mir.

Erst jetzt fällt mir auf, die vorgeschriebene Covid-FFP2-Maske hatte der gar nicht auf, das war mir glatt entgangen. Klar, denke ich, sonst kannst Du die Finger nicht ablecken. Ob ich wohl noch einmal zurückgehe und Ihn darauf anspreche?

Nächsten Samstag, ganz sicher, gehe ich wieder auf meinen geliebten Wochenmarkt…

...unsere maltCert Glosse mit Biss-chen Pepp und Dampf rund ums Brauen, Mälzen und , und, und...

Nächstes Mal erzähle ich die Geschichte von der Backshop-Mitarbeiterin einer regional bekannten Backwaren-Kette die mit ein „Pömpel" - das ist das Utensil, mit dem man einer verstopften Toilette zu Leibe rückt - aus einem Kunden-Klo, neben der kleinen Verkaufstheke, kommt. Der „Bedien-Hygiene-Handschuh" baumelt dabei lässig an einer am Gürtel befestigten Rückholfeder-Kette, direkt am „feuchten Pömpel" hin- und her reibend. Ich erzähle dann, wie diese Backwaren-Fachverkäuferin, ohne jedes Zögern, hinter ihren Verkaufstresen tritt, den „Holzstiel mit Saugglockenfunktion" lässig und scheinbar geübt auf dem Boden zwischen Ihren Beinen abstellt und mich fröhlich lächelnd fragt: „Was darf´s den sein, warten sie schon länger? Ich musste nur eben noch das Klo sauber machen, Sie glauben ja gar nicht, was es alles für Schweine gibt". Dabei streift sie sich die dreckig-fleckig-leuchtend-gelben, viel zu großen und Ellbogen-langen Putzhandschuhe ab und lässt diese achtlos auf die Theke vor ihr gleiten…

...„Ach, da mir fällt ein, dass ich kein Geld dabei habe" lächele ich genauso freundlich zurück.

Jetzt hab ich die Geschichte doch schon erzählt, Sorry!

Ein „externes kundenorientiertes Hygiene-Kontrolle-Konzept" habe ich damals, nach diesem Vorfall entwickelt und den Geschäftsführungen regionaler "Backshop-Imperien" angeboten. Da standen viele weitere Hygieneprobleme beim Brötchenkauf drin. Eine Antwort habe ich nicht erhalten, von keinem der 3 angeschriebenen Unternehmen. Ist aber erst 6 Jahre her, fast auf den Tag. 5 Seiten Konzept, per Fax, jeweils mit Sendebericht. Ich bin immer wieder begeistert, wie sachdienlich doch eine gute Dokumentenablage ist.

Tipp! Übrigens auch nach 6 Jahren noch gültig. Immer zuhause den „60-Sekunden-KZE-180°C-Backofen" benutzen, denn „Pömpel-Brötchen" schmecken kurz aufgebacken, jedem Hypochonder, einfach besser. Guten Appetit. Denn es könnte ja sein, der Pömpel steht schon zwischen den Füßen der übermotivierten, freundlich lächelnden "€ 400-Fachkraft", wenn man den Laden betritt...

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