LEBACH/EPPELBORN. Die in Familienbesitz befindliche Juchem-Gruppe – mit Sitz im nahen Eppelborn – hat an ihrem Mühlenstandort in Lebach (Kreis Saarlouis) zum zweiten Mal innerhalb von 17 Monaten einen Großbrand mit bis zu 130 Einsatzkräften in ihrem substanziell alten Mühlenbetrieb. Wie es innerhalb so kurzer Zeit zu zwei katastrophalen Bränden kommen konnte, muss – unabhängig und präzise – ermittelt werden. Eines wird dabei jedoch direkt klar: Das Werk war beim ersten Feuer nicht auf dem Stand der Technik und die daraufhin wahrscheinlich "erzwungenen" Brand- und Exschutzkonzepte der beteiligten Stakeholder auch im Dezember 2021 noch immer nicht wirksam. Versuch einer Analyse und Spurensuche ...
Dem profunden Einsatz der beteiligten Feuerwehren ist es wohl zu verdanken, dass es nicht zu einem Worst-Case-Szenario wie 2008 in Worms – mit Toten und Verletzten – nach einer Fehleinschätzung der Situation gekommen ist. Sachkundige Arbeitsweise wurde jedenfalls durch die Wehrführung bewiesen. Eine Explosion oder Verpuffung wurde durch den Einsatz von Schaum, anstelle Wasser – als einzig geeignete Arbeitsweise – jedenfalls verhindert.
Der detaillierte Einsatzbericht und die Interviews legt jedoch teilweise offen, woran es in der Lebacher Mühle der Juchem-Gruppe hapert: Der Überblick fehlt, Pläne sind zum Teil unvollständig, Förderwege nicht exakt nachvollziehbar, Silobelegung uneindeutig und Materialbewegung nicht abschließend zu bewerten.
Erneut Silobrand in Lebach – Feuerwehr der Stadt Lebach (feuerwehr-stadt-lebach.de)
Exakt 17 Monate zuvor hatte sich bereits ein kritischer Brandfall ereignet , bei dem bis zu 120 Einsatzkräfte Voort waren. Im damaligen Fall musste das Brandgut entnommen und ausserhalb der Betriebsstätte gelöscht werden.
Lebach: Brand im Getreide-Silo – Feuerwehr der Stadt Lebach (feuerwehr-stadt-lebach.de)
Auch der SR berichtete durchaus mit den richtigen Ansätzen um den Problematiken auf die Spur zu kommen. Ein uralter Betrieb mit zum Teil völlig unklarer Verbindungen der einzelnen Gebäudeteile und Fördererstrecken. Die Familie Juchem hingegen wiegelt ab und signalisiert ihrer Kundschaft, dass es nicht zu Lieferengpässen kommen wird.
Natürlich ein durchaus relevanter Punkt, aber nicht das entscheidende Kriterium in einer Situation in welcher durchaus noch ein erhebliches Gefahrenpotenzial bestand, zumal von allen Seiten eingeräumt wird: "im gesamten Betrieb wurden Glutnester durch die Förderwege verteilt", d.h. konkret, es ist nicht bekannt, wo die nächste Problematik entstehen kann.
https://www.sr.de/sr/home/nachrichten/panorama/brand_getreide_silos_lebach_100.html
Die im Internet frei verfügbaren Bilder und auch eine entsprechende Ortsbegehung in Lebach zeigen: Der Betrieb ist ungepflegt, verstaubt, marode und weist teils erhebliche substanzielle Mängel auf. Die Betriebsstätte passt somit in das Schemata vorausgegangener Brand- und Explosionsereignisse in Mühlenbetrieben, Getreidelagerstätten und Mälzereien.
Dies ist die Quintessenz vieler solcher, vergleichbarer Fälle im Bereich familiengeführter Malz- und Mühlenbetriebe. Die Übernahme von Verantwortung gegenüber Anwohnern, Mitarbeitern und Dienstleistern tritt oft in den Hintergrund, wenn es um Marge, Gewinn-Verteilung und die Interessen der Unternehmerfamilien geht.
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